Finca Son Real

Das öffentliche Landgut Finca pública de Son Real ist über die Straße Ma-12 von Can Picafort nach Artà zu erreichen. Der Parkplatz darf kostenfrei benutzt werden. Eintritt wird nicht erhoben. Die Finca ist ein gutes Beispiel, wie das ländliche Leben in früheren Jahrhunderten auf Mallorca verlaufen ist.

Die ersten Zeugnisse weisen auf den Besitzer "El Rafal d'en Rupert" hin. Im 15. Jahrhundert ging der Besitz auf Real Moger i des Colombers über, daher stammt der Name Son Real. Das gesamte Anwesen sowie das Gemeindegebiet von Santa Margalida gehörten zur Baronie des Grafen von Empùries auf Mallorca.

Das älteste noch vorhandene Gebäude ist das Haus Can Morelle aus dem 15.-16. Jahrhundert. Eine Kapelle und das später hinzugekomme Can Poloni schließen den vorderen Innenhof (Clastra) nach Osten ab. Das alte Herrenhaus begrenzt den Innenhof nach Süden. Das neue Herrenhaus wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert errichtet. Heute befindet sich dort das Museum sowie eine Ausstellung. Auf dem gesamten Anwesen fanden sich Hütten und Barracken verteilt.

Öffnungszeiten Ausstellung

täglich (außer Feiertage)
9:30 - 15:30 Uhr

Früchte des Meeres

Das Meer bot nicht nur Fischern ein Auskommen. Am Ufer wurden Muscheln und Seeigel gesammelt. Die Alge Posidona oceanica wurde als Futter für die Schweine verwendet.

Steinbrüche

An der Küste wurde der vorkommen Sandstein mit einfachsten Mitteln abgebaut, Maschinen gab es keine. Die Blöcke wurden beim Bau der Gebäude verwendet.

Schmuggel

Die flache Küste begünstigte das Anlanden von Schmugglerbooten. Hauptsächlich wurde Tabak angeschifft, ausgeladen und versteckt. Gendarmen patroullierten die Küste entlang, um den Schwarzhandel zu unterbinden.

Jagd

Den Herren des Gutes war die Jagd auf Rebhühner vorbehalten. Die Bediensteten durften Kaninchen, Singdrosseln, Tauben und andere Kleintieren mit Netzen und Fallen nachstellen.

Schäferei

Der Schäfer war einer der wichtigesten Personen auf dem Anwesen. Er kümmerte sich um die Schafherde, musste die Tiere melken und die Milch für die Käsezubereitung herrichten und der Hausfrau beim Brotbacken helfen. Er war mit seinem Hund ständig bei der Herde, manchmal wurde ihm ein Gehilfe zur Seite gestellt.

Wald- und Heidewirtschaft

Auf den ausgedehnten Brachland- und Heideflächen war der Garriguer mit seinem großen Hund unterwegs. Er hielt den Wildbestand auf einem vertretbaren Niveau und warnte vor Waldbränden. Auf Son Real schlachtete er auch die Schweine.

Köhlerei

Die  Erzeugung von Holzkohle erfolgte in Meilern. Der Köhler und seine Familie lebten für diese Zeit in einer kleinen Schilfbaracke direkt am Meiler und überwachten diesen.

Versorgung

Die Gutsarbeiter aßen vor allem dicke Bohnen, mit etwas Brot und Käse, manchmal auch Wurst (Sobrassada). Sonn- und Feiertag kamen auch mal Nudeln mit Oliven auf den Tisch. Jedes Anwesen hatte seinen eigenen Backofen, Brot war ein wichtiges Nahrungsmittel.

Holzwirtschaft

Son Real war im Mittelalter noch von Wäldern umgeben, in denen sogar Hirsche und wilde Kühe lebten. Der Pinienhain wurde intensiv genutzt, das Buschwerk und Kleinholz wurde ständig eingesammelt, damit sich kein Waldbrand entwickeln konnte. Das gesammelte Holz wurde in Bündeln als Brennholz verkauft.

Leben auf dem Gutshof

In Zeiten großer Aktivität arbeiten bis zu 100 Personen auf dem Landgut. Landarbeiter (Missatges) wurden für ein ganzes Jahr eingestellt und erhielten eine feste Entlohnung. Sie wohnten auf dem Gut. Die Hirten schliefen bei den Tieren in den Ställen, der Rest im Schober. Am Morgen wurde mit dem Ruf "¡Sopas!"  zur Morgensuppe und anschließendem Arbeitsbeginn gerufen.

Talayot-Kultur

Auf dem Gelände nahe der Gebäude ist die alte Begräbnisstätte Punta Fenicis zu finden. In den Gräbern wurden eine Vogelplastik aus Bronze sowie eine Bronzespangen, die einen Adler darstellt, gefunden. Auch verzierte Bleiplatten tauchten in den Kriegergräbern auf, dessen Bedeutung aber noch ungewiss ist. Die Krieger wurden mit ihren Waffen (Schwertern, Dolchen, Pfeile) bestattet. In der Begräbnisstätte von Son Real wurden prismatisch geformte Rinderknochen gefunden, die Taps genannt werden. Ihr Zweck ist ebenfalls rätselhaft. Auf dem Gelände der ehemaligen Talayot-Siedlung wurden zahlreiche Keramiken, auch aus römischer Zeit, gefunden. Dies weist auf die Bedeutung der Siedlung hin.

Auf Mallorca begann die Talayot-Kultur gegen Ender der Bronzezeit. Die Siedlungen wurden ummauert und mit turmähnlichen Bauten, den Talayots, versehen. Es handelte sich um eine Hierarchiegesellschaft mit kriegerischen Wertvorstellungen. Anfangs wurde ihre Entwicklung von heldenhaften Stämmen beherrscht. Durch den Handelskontakt des Mittelmeeres wandelte sich das Gesellschaftsmodell zu einer Wirtschaftsaristokratie. Die Anlage Figuera de Son Real war eine mit einer Mauer eingefasste Sieldung, die bis in die Römerzeit überdauerte. Die schiffförmigen Baustrukturen sind heute noch erhalten..

Dolmen de Son Real

Ein Dolmen ist eine kollektive Feuerbestattungsstelle. Steine wurden in einem Viereck aufgestellt. Der Verstorbene wurde in der Mitte verbrannt. Es waren ein einfach Ackerbauern und Viehzüchter, die in Hütten in kleinen Dörfern lebten, die diese Stätte erbaut haben. Es gibt drei Dolmen auf Mallorca, alle in der Bucht von Alcudia und sie zählen zu den ersten megalithischen Bauten der Insel. Ein Stück Schiefer aus Menoraca wurde hier gefunden, was den Kontakt zur kleinen Nachbarinsel beweist, denn nur dort gibt es Schiefer. Das Dolmen wurde später aufgegeben. Wahrscheinlich wurde die naheliegenden Hypogäen Son Real oder Sa Coveta benutzt.

Nekròpolis de Son Real

An der Küste von Son Real befinden sich zwei Nekropolen. Die Grabstätte auf der vorgelagerten Insel Illa dels Porros ist gesperrt, die andere an der kleinen Halbinsel Punta de Fenicis kann besichtigt werden.

Die ersten Gräber stammen aus der Zeit um 700 vor Christus und haben einen quadratische oder kreisförmige Grundfläche. Die Ausrichtung ist sehr genau, der Zugang erfolgte durch das Dach und nur ausnahmsweise durch eine Tür. Zu dieser Zeit wurden die Gräber nach Geschlecht und Alter beschränkt. Es finden sich deutlich mehr Männer oder Greise als Frauen, Jugendliche und Kinder. Man hat auch einige Gräber von Kriegern entdeckt. Im auffälligten Kriegergrabfand man die Reste einer Eisenspitze und eines Eisenschwertes. Gegenüber war ein großer Hund begraben, dessen Grab nie geöffnet worden ist. Man vermutet, dass das Grab den Anführer oder den Gründer des Siedlungsstammes gehört.

Im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus wurden die Talayots der Siedlungen verlassen. Es wurden andere Gräbertypen gebaut, inspiriert durch die viel älteren Monumente der Bronzeit oder die menorquinischen Grabmäöer vom Beginn der Eisenzeit. Die Gräber haben einen absidalen Grundris, zwei paralelle Gruben im Inneren. In manchen Fällen findet man Fenster im Inneren. Die Gräber konnten bis zu 6 Bestattungen aufnehmen und enthielten Grabbeigaben. Die Geschlechter waren gleich vertreten, es überwogen aber Erwachsene und Greise.

Zur gleichen Zeit tauchten im Norden der Nekropole runde oder ovale Gräber auf. Die Grundflächen befanden sich in einer Sandgrube und wurden mit einer Platte abgedeckt. Auf der Platte war eine Krone aus Steinen platziert, die zur Markierung des Grabes dienten. In jeder Grube wurde nur ein männlicher Erwachsener bestattet, es gab keine Beigaben, die gefundenen Metallstückchen stammten wahrscheinlich von den Totentüchern.

Die einzige Knochengrube (Osera) dieser Nekropole kann ebenfalls auf diese Zeit datiert werden. Es handelt sich um eines mit Steinen abgegrenztes Loch, in welchen Knochen und Eisenspitzenm aus vorherigen Grabreinigungen geworfen worden. In einem Grab dieses Bereiches wurde ein Skelett mit einer Pfeilspitze in der Bauchhöhle gefunden.

Im Südosten der Nekropole finden sich Reihengräber mit rechteckigem Grundriss. In drei Reihen angeordnet, bedeckte die Folgereihe die Fassade der vorherigen Reihe. Die Gräber sind klein und überragen das Nachbargrab nur gering. Platten und Blöcken wurden wiederverwendet. Die Grabbeigaben umfassen prestigeträchtige Ausrüstungen, wertvolle Objekte aus Metall und Bronze und die Glasperlen einer punischen Halskette. In drei Gräbern wurden die Toten vorher verbrannt.

Bei zwei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert wurden 145 Gräber auf 935 m² entdeckt und mindestens Knochen von 425 Personen. Zusätzlich wurden viele Keramikfragmente, Knochen, Glas, Metall (von Werkzeugen), Waffen, Gefäße und persönliche Kleidungsstücke gefunden. Beim Begräbnisritual überwog die Bestattung mit stark am Körper angewinkelten und verschnürten Gliedmaßen. Das Durchschnittsalter der weiblichen Bevölkerung beträgt 34 Jahre, das der männlichen Bevölkerung 38 Jahre. Einige Schäden zeigen chirurgische Eingriffe (Trepanation). Einzelpersonen haben diese Eingriffe eindeutig überlegt.

Die Nekropole ist durch Unwetter bedroht, welche immer wieder einzelne Gräber verwüsten. Auch durch Plünderungen und menschliches  Verhalten wird immer mehr zerstört. Trotz Betretungsverbot klettern Menschen auf den Gräbern herum.

Illa dels Porros
Illa dels Porros